Werkstatt – Werkzeuge
Ich erinnere mich nicht mehr genau, wann ich anfing, mit Holz zu schnitzen – aber ich war definitiv noch ein Kind. Mein Großvater hatte einen kleinen Holzschuppen im Garten. Er stellte Axtstiele, Werkzeuggriffe und Besen her. Ich liebte es, dort zu sein. Alles war mit dicken Holzspänen bedeckt, der Boden kaum sichtbar. Der Duft von Holz erfüllte den Raum, Sonnenstrahlen drangen durch die Ritzen der Wände und zauberten ein magisches Lichtspiel in die Luft. Wenn ich konnte, verbrachte ich dort ganze Tage – schnitzte Holzmesser, kleine Figuren, was auch immer mir einfiel. Wahrscheinlich wurde dort mein Weg besiegelt.
Später zogen meine Eltern in ein neues Haus mit einem großen Keller. Übriggebliebenes Baumaterial wurde dort gelagert – und bald war der Raum bis unter die Decke voll mit allem Möglichen. Nicht gerade ein einladender Ort. Aber es gab einen alten Werktisch mit Schraubstock und ein paar einfachen Werkzeugen. Ich begann immer öfter dort zu arbeiten – auch wenn die Unordnung mich störte.
Eines Tages beschloss ich: Ich mache diesen Raum zu meiner Werkstatt! Ich räumte alles leer, und plötzlich hatte ich Platz – so viel Platz, wie ich nie zuvor gesehen hatte. Ich richtete alles nach meinem Geschmack ein, kaufte meine ersten Werkzeuge, und dann – konnte es endlich losgehen.
Dieser Keller war ein abgeschotteter Ort. Kein Tageslicht, keine Geräusche von draußen. Ich verlor dort oft jegliches Zeitgefühl. Für mich war es ein Insel des Friedens. Ich konnte dort tun, was ich liebte, so wie ich es wollte. Ich gestaltete sogar einen Bereich zum Feiern – Hauspartys, Treffen mit Freunden… Ich liebte es!
Für mich ist das kreative Arbeiten ein Lebenselixier. Meditation. Wie das Stadion für einen Eishockeyspieler oder die Kirche für einen Pfarrer – so war diese Werkstatt mein Heiligtum.
Doch jetzt lasse ich diese Werkstatt hinter mir. Ich träume von einem eigenen, hellen Raum mit Fenstern, mit viel natürlichem Licht und hoher Decke. Mich faszinieren alternative Lösungen – vielleicht ein alter ausrangierter Bus oder ein stillgelegter Eisenbahnwaggon. So stelle ich mir mein zukünftiges Atelier vor.
Mal sehen, was das Leben für mich bereithält, wenn ich im Westen neu anfange. Ich bin gespannt.
Werkzeuge
Auf dem obigen Bild sind alle Werkzeuge zu sehen, mit denen ich derzeit arbeite. Es sind nicht viele – aber für mich vollkommen ausreichend. Natürlich habe ich einige Pläne, mein Sortiment zu erweitern – aber nicht mit großen Maschinen. Für mich geht es beim Schaffen nicht darum, möglichst viel an Maschinen abzugeben, sondern im Gegenteil: so viel wie möglich selbst zu tun – mit den eigenen Händen, mit Aufmerksamkeit, mit Präsenz.
Oft werde ich gefragt: Warum arbeitest du nicht mit modernen, schnelleren oder stärkeren Maschinen? Warum erleichterst du dir deine Arbeit nicht? Meine Antwort ist einfach: Aus demselben Grund, aus dem man einem Marathonläufer kein Fahrrad gibt – nur weil man damit schneller und leichter ans Ziel käme.
Die Seele meiner Arbeit liegt nicht in der Geschwindigkeit oder Effizienz – sondern in dem Weg, den ich dabei gehe. Jeder einzelne Schnitt, jede Schleifbewegung, jedes Schnitzen ist ein stiller Dialog zwischen mir und dem Material. Je mehr ich mit meinen Händen tun kann, desto tiefer wird diese Verbindung. Meine Werkzeuge ersetzen mich nicht – sie verlängern meine Hände.